19.02.2020,
Nihil obstat – Keine Einwände
Das Sommersemester an der Hochschule Trumau beginnt mit einem für die Geschichte der Hochschule bedeutenden Ereignis. Nihil obstat und Ernennungs-Dekrete wurden seitens der Bildungskongregation des Vatikans und seitens des Großkanzlers an vier ordentliche Professoren und vier Hochschuldozenten der Hochschule Trumau verliehen: Dr. Michaela Hastetter, Dr. Yves Brachet OP, Dr. Bernhard Dolna, Dr. Michael Wladika, Dr. Vincent DeMeo, Dr. Andrei Gotia, Dr. Gundula Harand und Dr. Timothy Kelly erhielten diese begehrten Dokumente aus der Hand unseres verehrten Großkanzlers, Kardinal Dr. Christoph Schönborn, und im Beisein Weihbischofs Dr. Franz Scharl. Gemeinsam mit dem Rektor der Hochschule, Prof. Dr. Christiaan Alting von Geusau, ist es Kardinal Schönborn gelungen, diese für eine katholische Hochschule päpstlichen Rechts offizielle Bestätigung der Lehrbefugnis der Professoren und Dozenten zu erhalten. Weshalb ist das so wichtig? Die Lehrtätigkeit an der Hochschule war und ist seit ihrer Gründung durch den Heiligen Papst Johannes II. immer gültig gewesen, aber durch die Beglaubigung ist sie unumstößlich. Diese Verfahren der „Unbedenklichkeitserklärung“ dauern in der Regel sehr lange.
Vertrauen in die Vorsehung: eine Herausforderung
Die gesamte Hochschulgemeinschaft, Gäste und Freunde freuten sich, dass Kardinal Schönborn diese Verleihungs-Zeremonie selbst vornahm. Es war sein erster öffentlicher Auftritt nach seiner schweren Lungenerkrankung. In seiner Ansprache blickte er in großer Dankbarkeit auf das Werden der einst „kleinen Pflanze ITI“ zurück. Er sagte: „Was ich gelernt habe ist, dass Gott in unbeschreiblicher Weise wirklich da ist und überwältigend für uns sorgt. Aber er braucht in seiner Vorsehung Mitarbeiter. Am ITI gab es eine Reihe von Mitarbeitern der göttlichen Vorsehung, die unermüdlich mithalfen, diese große Idee zu verwirklichen. Das ist in einer Zeit, in der jeder nach Sicherheit trachtet, ein ermutigendes Zeichen. Aber das Vertrauen in die Vorsehung ist eine große Herausforderung, von der das ITI bis zum heutigen Tag abhängt. Wir haben keine finanziellen Rücklagen wie Harvard oder Yale, aber wir haben großes Vertrauen in Gott. Wir alle, gerade Ihr Studierenden, seid gerufen zu Mitarbeitern der göttlichen Vorsehung zu werden. Das, was Ihr studiert, ist eine Investition in das Leben der Kirche.“
Wir sind ein päpstliches Haus
Weiters ging der Kardinal darauf ein, was es bedeute, eine päpstliche Hochschule zu sein, gegründet von einem Heiligen mit der Vision, dass die Bedeutung von Ehe und Familie für die Zukunft der Welt essentiell sei. „Wir sind eine päpstliche Hochschule und ich ermutige Euch, habt Vertrauen in den Heiligen Vater, wer auch immer es sein mag. Ich habe in meinem Leben eine Reihe von Päpsten erlebt und der Unterschied bis herauf zu Franziskus hätte nicht größer sein können. Aber es ist immer der Papst und es ist immer Petrus. Ich kann aus der Tiefe meines Herzens sagen, dass ich dem Heiligen Vater gegenüber immer loyal war, denn er ist der Nachfolger Petri. Keiner dieser Päpste war nicht harscher Kritik ausgesetzt. Das ist normal. Wir sind ein päpstliches Haus, das heißt, die Loyalität zum Heiligen Vater ist elementar für uns. Wir müssen nicht mit allen Entscheidungen einverstanden sein, noch mit seinem Temperament und seinem kulturellen Verständnis. Aber ein Katholik ist dem Heiligen Vater gegenüber loyal, auch wenn es uns etwas kostet, auch wenn man leidet. Ich lade Euch ein, gerade hier und jetzt für den Heiligen Vater zu beten. Das ist keine leere Floskel, das ist eine ernste Aufforderung. Bitte, betet für Ihn!”
Das schlagende Herz der Hochschule ist die Theologie
Als letzten, aber zentralen Punkt unterstrich der Großkanzler, dass bei aller wichtigen und notwendigen Erweiterung der Studienzweige – sei es das Studium Generale oder der Bachelor of Liberal Arts mit seinen zukünftigen unterschiedlichen Schwerpunkten – das schlagende Herz der Hochschule die Treue zur katholischen Lehre, zur Theologie sei. Über den Glauben in intelligenter Art und Weise zu sprechen, sei in Zeiten wie diesen ein Gebot der Stunde. Der Kardinal drückte zur Freude der Hochschule seinen Wunsch aus, so der Heilige Vater eines Tages seinen Rücktritt aus der Erzdiözese annehmen werde, hier an der Hochschule zu lehren. An die Studierenden gewandt, appellierte er: „Eine solide theologische Ausbildung befähigt Euch, so wie die über 400 Absolventen vor Euch, die über die ganze Welt verstreut sind, Euren Glauben durch fundiertes Wissen und persönliche Erfahrung zu bezeugen.“
Rektor Christiaan Alting von Geusau, der durch die gesamte Festveranstaltung führte, antwortete spontan auf diese bewegenden Worte des Kardinals: „Wenn irgendjemand in diesem Saal meint, dass das Leben nach diesen Worten dasselbe sei wie vorher, hat nicht wirklich zugehört.“
Neubeginn im Licht des Glaubens und der Vernunft
Der St. Pöltner Moraltheologe und ITI-Gastprofessor Dr. theol. habil. Josef Spindelböck widmete sich in seiner akademischen Ansprache zu Semesterbeginn den „Herausforderungen der postmodernen Bioethik für den christlichen Glauben und die Moral“.
In der Neuzeit sei es zu einer tendenziellen Entfremdung des Menschen von Gott gekommen. Zugleich habe sich aufgrund der Fortschritte in den empirischen Wissenschaften und in den darauf bezogenen technischen Anwendungen eine Mentalität durchgesetzt, wonach der Mensch ein unumschränkter Herrscher über die Welt und die Natur sei. Dies entspreche gerade nicht dem biblischen Auftrag des Hütens und Bebauens, den Gott dem Menschen im Paradies gegeben habe. Das kirchliche Lehramt habe besonders durch die Päpste der letzten Jahrzehnte (Johannes Paul II., Benedikt XVI. und Franziskus) auf die Einheit und Unteilbarkeit des Buches der Natur hingewiesen. So gesehen könne man die Ökologie nicht von der Humanökologie trennen.
Angesichts aktueller Herausforderungen – wie z.B. durch die CRISPR/Cas-Methode im Bereich der genetischen Veränderungen und Manipulationen – sei eine Neubesinnung auf die Würde des Menschen im Licht des Glaubens und der Vernunft nötig, die einhergehen müsse mit einer grundlegenden Ehrfurcht vor der Natur als Schöpfung Gottes.
Spezielle Fragen ergeben sich im Bereich der Geschlechtsidentität; hier sei es nötig, die Übereinstimmung (Kongruenz) zwischen der chromosomal angelegten Differenz des Mann- und Frau-Seins im Genotypus und auch im Phänotypus, also im äußeren Erscheinungsbild wahrzunehmen und ihre normative Bedeutung zu akzeptieren. Eine willkürliche Veränderung der geschlechtlichen Identität des Menschen entspreche nicht dem Schöpfungsplan Gottes, auch wenn wir als Christen jene Menschen nicht verurteilen, denen die nötige Klarheit der Beurteilung fehlt und die einem äußeren oder inneren Druck ausgesetzt sind.
Alle Menschen insgesamt seien gemäß ihren je eigenen Gaben und Berufungen zur Heiligkeit berufen. Gott selbst kenne einen guten Weg für einen jeden von uns und führe uns durch Jesus Christus in seiner Kirche zum Heil, wenn wir bereit seien, mit seiner Gnade mitzuwirken. Dem „Internationalen Theologischen Institut“ in Trumau komme hier eine besondere Aufgabe zu, inmitten der Gesellschaft und der Kirche die gottgeschenkte Würde des Menschen zu bezeugen und den Menschen sowie die Natur insgesamt vor Angriffen jeglicher Art in Schutz zu nehmen.
Dieser 10. Februar war ein großer Tag für die Hochschule und während vor den Mauern der Hochschule der Sturm zu toben begann, feierte unser Großkanzler in Konzelebration mit Weihbischof Dr. Franz Scharl, einem langjähren und guten Freund des Hauses, die Heilige Messe im Vertrauen auf die Vorsehung und die göttliche Weisheit.