„Im Dienst akademischer Bildung“ – 20 Jahre Hochschule Trumau

Unsere Absolventen – Botschafter der Hochschule Das Internationale Theologische Institut (ITI)/ Hochschule Trumau feierte am vergangenen Wochenende sein 20-jähriges Bestehen. An den zweitägigen Feierlichkeiten zum Jubiläum mit ITI-Großkanzler Kardinal Schönborn nahmen Nuntius Peter Zurbriggen, Bischöfe aus England, Frankreich, Rumänien und Österreich teil. Dem internationalen Charakter der Hochschule entsprechend, kamen viele Freunde und Förderer aus der ganzen Welt nach Trumau bei Wien. Natürlich durften auch die Absolventen, die eigentlichen „Botschafter der Hochschule“, nicht fehlen. Sie sind es, die in vielen Ländern Europas, Afrikas, Asiens und in den USA die Bildungsarbeit der Hochschule erst fruchtbar machen. Die eigens für dieses Jubiläum  erstellte Absolventenbroschüre gibt ein beredtes Zeugnis davon, wie sich das Studium am ITI in der späteren beruflichen Tätigkeit der Absolventen niederschlägt und zu einer nahezu bleibenden Quelle wird. Der Grund dafür findet sich in den Prinzipien der Hochschule, die Kardinal Schönborn in seiner Ansprache „visionär“ nannte. Diese mit einem „Ad-fontes-Schwerpunkt“ verbundene Unterrichtsform sei durch den ersten Rektor der Hochschule, Michael Waldstein, aus den USA mitgebracht worden und habe sich bis heute bewährt, so der ITI-Großkanzler. Speziell das Studium von Originaltexten sei ein wesentliches Prinzip der Lehrmethode. Die großen Meister der Theologie werden nach der Seminarmethode in kleinen Gruppen gelesen und analysiert. Von der „Grangie“ zum Hochschulcampus Offiziell gegründet wurde die Hochschule Trumau am 1. Oktober 1996 auf persönliche Initiative des Hl. Papstes Johannes Paul II., der so Kardinal Schönborn, „immer ein Institut in Österreich wollte.“ Rektor Christiaan Alting von Geusau ging in seinen Reden auf die wechselvolle Geschichte des Hauses ein, das 2009 aus der niederösterreichischen Kartause Gaming nach Trumau bei Wien übersiedelte. Hauptsitz der Hochschule ist ein auf einen mittelalterlichen Gutshof („Grangie“) zurückgehendes Renaissance-Schloss, das den Äbten von Stift Heiligenkreuz als Sommerresidenz gedient hatte. Rektor Alting von Geusau betonte aber auch, dass das Potential der Hochschule noch lange nicht ausgeschöpft sei. Neben einem (staatlich anerkan­nten) Theologiestudium liege der Schwerpunkt der Hochschule auf dem Thema „Ehe und Familie“. Der internationale Campus sei ein Ort des Austausches ver­schiedener Kulturen und gelebter Weltkirche. Gerade in Zeiten tiefer gesellschaftlicher und politischer Krisen gewinne ein ganzheitlicher Bildungsansatz, auf dem die Hochschule aufbaue, immer mehr an Bedeutung. Das Wirken dieser kleinen Hochschule, die durch ihre Absolventen Großes leiste, strahle in die ganze Welt aus. Mit Programmen wie dem bewährten „Studium Generale“ (ein Jahr der Lebensorientierung für Abiturienten), einem zukünftigen „Bachelor of Arts“ und maßgeschneiderten Kursen für Manager und Politiker ver­suche die Hochschule den Herausforderungen der Zeit angemessen zu begegnen. Im Zeichen der Dankbarkeit Aber dieses Jubiläum stehe vor allem im Zeichen der Dankbarkeit all den vielen Menschen und treuen Weggefährten gegenüber, die mit ihrer Unter­stützung und Großzügigkeit dieses private Bildungsprojekt überhaupt erst ermöglichen würden. Speziell für diese Freunde und Sponsoren der Hochschule richtete das ITI am 30. September im neu adaptierten Festsaal ein Abendessen aus. Die gesamte Hochschule war im Einsatz, um durch dieses Fest unseren Gästen zu zeigen – wer wir sind! Gerade unsere Studierenden, die unter der fachkundigen und umsichtigen Leitung von Galilee Riggio, einer Studentin aus Kalifornien, bei den Vorbereitungen für das Dinner mitgeholfen haben, beeindruckten unsere Gäste durch ihre Offenheit und Freundlichkeit. Der Blumenschmuck von Irina Kolasa gab dem Saal einen besonderen Glanz. „Es sind so viele Details, an denen man merkt, wie sorgfältig und liebevoll dieses Fest vorbereitet wurde.“, so die Rückmeldung eines Gastes. Das „Russische Kino“, wie es in der Besatzungszeit genannt wurde, ist nun der Festsaal einer Hochschule und ein gesegneter Ort. Viele „Trumauer“ kamen, um diesen neuen Saal zu bestaunen und Erinnerungen auszutauschen. Unter den mehr als hundert geladenen Gästen waren auch Altabt Gregor Henckel-Donnersmark, Stift Heiligenkreuz, und Otto Pendl, Abgeordneter zum Nationalrat sowie ehemaliger Bürgermeister von Trumau. Beide hatten zusammen mit dem Landeshauptmann von Niederösterreich, Erwin Pröll, wesentlich dazu beigetragen, dass sich die Hochschule hier ansiedeln konnte. Das ITI vereint Ost und Westkirche Aber der 30. September stand auch ganz im Zeichen der „Großen Altarweihe“ in der fertiggestellten Byzantinischen Kapelle des Schlosses. Das ITI vereint Ost- und Westkirche, ein weiterer wesentlicher Schwerpunkt der Hochschule, der, so ein ITI-Prinzip, eine authentische Erfahrung der universalen Kirche erlaube. Es war der erklärte Wunsch des Hl. Papstes Johannes Paul II., dass die Kirche „mit beiden Lungen atmen soll“. Wir sind Kinder der Kleinen Therese Kaiserwetter am 1. Oktober, dem eigentlichen „Dies natalis“. Kardinal Schönborn stellte in seiner berührenden Predigt die Patronin der Hochschule, Therese von Lisieux, in den Mittelpunkt und vertraute ihr die Hochschule neuerlich an. Der Großkanzler betonte, dass wir alle Kinder der Kleinen Therese seien und verwies „auf das erste Kind“ der Heiligen, auf einen Mörder, für dessen Bekehrung sie gebetet habe. Im Anschluss an das Pontifikalamt zog die gesamte Festgemeinde, etwa dreihundert Besucher, in einer Prozession in den neuen Festsaal ein, der anschließend feierlich gesegnet wurde. Den Abschluss des Festaktes bildete die dem Anlass entsprechende akademische Rede des bekannten deutschen Religionsphilosophen Jörg Splett – „Im Dienst akademischer Bildung“.  „Diesen Titel, im Blick auf das Jubiläum einer hohen Schule, könnte man auch als Denkaufgabe formulieren: Wie steht es um das Wesen und das Verhältnis dreier Grundwirklichkeiten von Bildung, erst recht akademischer, der solche Schulen zu dienen haben? Gemeint sind die Bildungsziele Wissen, Wissenschaft und Weisheit.“, so Prof. Splett einleitend. Im vierten Abschnitt seiner Ausführungen – übertitelt mit „Lebenserfahrung in +Offenheit für den Himmel“ – sagt der Festredner: Das „eigene Tun und Erleiden lässt sich nicht, wie viel­leicht junge Wissenschaftler, je­denfalls Studenten und wohl auch Berufs-Diskutanten (‚Intellektuelle‘) zu den­ken versucht sind, durch ‚rationalen Diskurs‘ ersetzen. Überhaupt hat Aristoteles es als Sache philosophi­scher Bil­dung bezeichnet, zu wissen, wo man und wo nicht zu argu­mentieren, also zu dis­ku­tieren und vernünftig zu begrün­den habe.“ Abschließend verwies Splett darauf, dass Religion es dem Menschen ermögliche, seinem Schöpfer zu danken. „Wer glaubt, hat eine Adresse für seine Dankbarkeit, das hat ein Atheist nicht. Wer glaubt, der erkennt, dass die Schöpfung an uns gerichtet ist.“ Die Hochschule Trumau hat in 20 Jahren 309 akademische Grade an 269 Absolventen verliehen, manche haben mehrere Abschlüsse erworben. Im Laufe von 5 Jahren, seit der Implementierung des Studiums Generale, wurden 26 Zertifikate ausgestellt. Ein Programm, das vor allem von Abiturienten zur Berufs-Orientierung genutzt wird. „Ich kann das Studium Generale nur jedem empfehlen, der nicht so genau weiß, wohin mit sich. Aber dieses Jahr kann das eigene Leben wirklich zum Besseren veränder.“, schreibt Leopold Prüller in der Absolventenbroschüre. Die ca. 80 Studierenden an der Hochschule kommen aus mehr als 15 verschiedenen Ländern. Die Unterrichtssprache ist Englisch. (Vorabdruck in gekürzter Version: Die Tagespost)