Kommerzialisierung des weiblichen Körpers

ITI- Veranstaltung zur geplanten Novelle des Fortpflanzungsmedizingesetzes im Curhaus am Stephansplatz in Wien I.

Die Ethik- und Biomedizinexpertin Mag. Susanne Kummer sowie die Juristin Dr. Gudrun Kugler erörterten die Änderungen zum Fortpflanzungsmedizingesetz und zeigten vor allem die damit verbundenen dramatischen Schattenseiten dieses Gesetzes auf. Die von der Regierung geplante Novelle des Fortpflanzungsmedizingesetzes (FMedG) verletzt bei der Anwendung Frauen weit mehr als sie ihnen hilft: die Ethik- und Biomedizinexpertin Mag. Susanne Kummer beweist anhand von Statistiken: „80 Prozent der Frauen gehen nach oft jahrelangen Versuchen ohne Kind nach Hause!“  Die Fortpflanzungsmedizin lebe von einer großen Illusion. Noch dramatischer sei es mit den social-egg-freezing-Angeboten der großen Firmen an ihre weiblichen Mitarbeiter. Hier liege die Erfolgsrate noch darunter. „Unter dem nur partiell tatsächlich vorhandenen Druck des Urteils des Verfassungsgerichtshofes will die Politik schnell und möglichst ohne öffentliche Debatte die Ei- und Samenspenden erlauben und die PID einführen“, so Dr. Gudrun Kugler an diesem Abend. Der Kinderwunsch und die Fortpflanzung der Menschen würden gemäß dieser Gesetzesnovelle ganz der Marktlogik mit Angebot, Nachfrage, Preisen und Qualitätssicherung folgen. Die Politik habe es in der Hand, Österreich wie z.B. auch bei der Atomkraft aus dieser Sackgasse herauszuhalten. Viele der Teilnehmer meinten allerdings, dass nur auf europäischer Ebene eine restriktive Regelung Sinn mache. Dazu fehle aber der politische Wille. Familienbischof DDr. Klaus Küng zu dieser Veranstaltung in einer schriftlichen Stellungnahme: „Auch als Arzt halte ich den Gesetzesentwurf, der nun in der dritten Adventwoche bereits ohne nennenswerte Änderungen den Ministerrat passiert hat, für einen großen Irrtum, für einen weiteren ethischen Dammbruch“. Trotz der rekordverdächtig kurzen Begutachtungszeit von zehn Tagen waren mehr Stellungnahmen als üblich, großteils mit heftigsten Bedenken, auf der Homepage des Parlaments eingebracht worden. Die Regierung halte davon unbeeindruckt an ihren Freigabeplänen fest. Bischof Küng warnt: „Mit Eizellspenden und der Präimplantationsdiagnostik werden Frauen und Kinder zur Ware einer Fortpflanzungsindustrie, die mit dem neuen Gesetz noch hemmungslosere Versprechungen machen kann“. Kardinal Dr. Christoph Schönborn meinte in seiner schriftlichen Stellungnahme: „Kind auf Bestellung? Um jeden Preis? Der Kinderwunsch soll für alle möglich sein. Dazu werden fast alle bisherigen Grenzen aufgehoben. Samen- und Eizellenspende von Dritten für In-vitro-Fertilisation. Der Begriff ‚Elternteil‘ soll bald auch für lesbische Paare gelten.“ Im Publikum mitdiskutierende Experten wie u. a. der Arzt Dr. Johannes Huber, Universitätsprofessor für Fortpflanzungsmedizin, und der Buchautor Andreas Salcher äußerten sich sehr besorgt über diese Gesetzesnovelle sowie über die unabsehbaren Folgen, denen die betroffenen Frauen und die auf diese Weise „produzierten“ Kinder ausgesetzt seien. Die Hochschule ITI wird weitere Veranstaltungen zu diesem Thema planen. Vortrag von Dr. Gudrun Kugler: klicken Sie hier Handout von Dr. Gudrun Kugler: klicken Sie hier