„Und Gott sah, dass es gut war !“ – Wir brauchen keine „neue Definition“ vom Menschen!

„Die beiden prophetischen Aufrufe – wir sprechen hier von zwei päpstlichen Lehrschreiben, deren Weisheit dieser Konferenz zugrunde liegt und deren bedeutende Botschaft für Kirche und Welt nur allzu oft verborgen, permanent ignoriert oder ganz direkt zurückgewiesen wird – haben mit allem zu tun, was den Menschen angeht: mit Leben und Wahrheit“, sagte Rektor Alting von Geusau in seiner thematischen Einleitung zu Beginn der Konferenz.

Rektor Geusau bezog sich in seinen weiteren Ausführungen auf Jennifer Roback Morse, die in ihrem Buch „The Sexual State“ beschreibt, wie die vorherrschenden Ideologien das Leben zerstörten und weshalb die Kirche auf lange Sicht Recht behalten werde. Ihre Recherchen beruhten vor allem auf den „ungehörten“ und „unbeachteten“ Lebensgeschichten von Opfern der sexuellen Revolution. Das Buch zeige mit herzzerreißenden Beispielen die zerstörerische Wirkung der Ideologie der „Kontrazeption“, die den Sexualakt von der Weitergabe des Lebens trenne, die „Scheidungs-Ideologie“, die es Kindern nicht mehr erlaube, bei ihren Eltern aufzuwachsen, und die Genderideologie, die Mann und Frau von ihrem wahren Geschlecht trenne und die „Wahl“ des Geschlechtes ermögliche. In „Veritatis Splendor“, so der Vortragende, heißt es: 

„Doch die Autonomie der Vernunft kann nicht die Erschaffung der Werte und sittlichen Normen durch die Vernunft bedeuten.  Würde eine solche Autonomie die Leugnung der Teilhabe der praktischen Vernunft an der Weisheit des göttlichen Schöpfers und Gesetzgebers einschließen oder einer schöpferischen Freiheit das Wort reden, die je nach den historischen Umständen oder der Verschiedenheit von Gesellschaften und Kulturen sittliche Normen hervorbringt, dann stünde eine solchermaßen bekämpfte Autonomie im Gegensatz zur Lehre der Kirche über die Wahrheit vom Menschen.“

Wenn die Grundlage der Gesetzgebung nun auf „subjektiven Gefühlen“ beruhen würde, dann wäre dieser jede Legitimität entzogen, so Rektor Geusau. Aber diese Entwicklung sei im Kommen und schaffe eine neue Realität, die zu einer „neuen Vision vom Menschen“ führe. Unsere westliche Kultur würde nicht länger mehr die objektive, konkrete, physische Realität des menschlichen Lebens in all seinen Facetten und Entwicklungen anerkennen. Wir sollten dieser Krise des Menschseins ins Auge sehen. Aber um diese zu bewältigen, bedürfe es viel, viel mehr, als bisher getan worden sei.

Diese neue „Vision vom Menschen“ beruhe auf vielen „geschlechtlichen/ sexuellen Kombinationen“, die durch die Reproduktionsmedizin, Samen- und Eispenden sowie Leihmutterschaft bewusst unterstützt würden. Es kommen Kinder zur Welt, die keinerlei Kenntnisse mehr über ihren Ursprung hätten (oder „haben dürfen!“). Ein Kind zu bekommen, so die Überlegung, würde heute bedeuten, „ein Recht auf ein Kind“ zu haben, ohne Rücksicht auf die Folgen für das Kind. „Es gibt einen direkten kausalen Zusammenhang zwischen Kontrazeption, Abtreibung und den gegenwärtigen, alles beherrschenden Transgender- und Homosexuellen-Bewegungen.“, erörterte der Rektor. „Sexueller Materialismus“ sei eine direkte Folge künstlicher Empfängnisverhütung.

Es gebe drei Bereiche, die wirklich bearbeitet werden müssten, um den selbstzerstörerischen Kräften unserer Kultur entgegenzuwirken, so Prof. Geusau. Diese seien eng mit der Genauigkeit des Sprachegebrauchs verknüpft.

 „Language engineering“ bereite immer „Social engineering“ vor, zumal Sprache Wirklichkeit schaffe. „Wir sollten aufhören, technisierte, mehrdeutige, ideologisch indoktrinierte Sprache zu verwenden.“ Ein Beispiel dafür sei der Ausdruck „Homo-Ehe“. Diese Bezeichnung sei irreführend, es gebe keine „Homo-Ehe“, da die Ehe aufgrund ihres innersten Wesens und ihrer Natur auf Polarität, auf Heterosexualität angelegt sei. „Man sollte einfach über ‚rechtlich verankerte homosexuelle Beziehungen‘ sprechen.“

Ein anderes Beispiel sei „Reproduktive Gesundheit“ (reproductive health), diese meine nichts anderes als Abtreibung und künstliche Empfängnisverhütung und habe wenig mit Gesundheit und nur selten etwas mit Fortpflanzung zu tun.

Weiters sei noch der Begriff „Ganzheitliche Sexualerziehung der Kinder“ erwähnt, diese sei weder ganzheitlich noch handle es sich um „Erziehung“, damit sei viel mehr die „ganzheitliche Sexualisierung der Kinder“ gemeint. Unsere Aufgabe sei es, echte ganzheitliche Alternativen zu entwickeln, die das gesamte Menschsein in Betracht ziehen würden. Außerdem müsse man die „pseudo-wissenschaftlichen Studien“, die das gegenwärtige Mainstream- „Narrative“ untermauern würden, entlarven – wie z.B. die große Gefahr, die darin liege, dass das Individuum oder noch schlimmer, ein Jugendlicher, sein Geschlecht selbst „bestimmen könne“.

Wir seien alle aufgerufen, diesen Entwicklungen durch Bildung und wiederum Bildung entgegenzutreten. Der Weg, den wir als Christen in Kirche und Gesellschaft gehen sollten, ist nicht der des Moralisierens oder des Verurteilens, sondern der des barmherzigen und geduldigen Miteinanders (Papst Franziskus) und der Vernunft (Papst Benedikt XVI.), dessen Licht uns zeige, was es bedeute, ein Mensch zu sein (Johannes Paul II und Paul VI.).

Aber sind wir bereit und willens, wirklich ein Zeichen des Widerspruchs zu sein?

Hier der ganze Vortrag: https://www.youtube.com/watch?v=sA6Ph3xmwCQ