19.06.2018,
Das akademische Jahr erreicht mit der Graduierung an der Hochschule jeweils seinen Höhepunkt. Die gesamte ITI-Gemeinschaft feiert und wendet all den Gästen, Freunden und Familien der Absolventen, die oft von weit her anreisen, ihr schönstes Antlitz zu. Ein Antlitz, das nicht nur den äußeren Glanz eines festlichen Ereignisses, eines schön geschmückten Saales und Hauses, eines herrlichen Essens widerspiegelt, sondern vom Leuchten dessen erfüllt ist, der hinter alldem steht, weshalb die Studierenden eigentlich an unsere Hochschule kommen – Jesus Christus selbst.
Das feierliche Hochamt wurde heuer in der hauseigenen Byzantinischen Kapelle, die bis auf den letzten Platz gefüllt war, von Kardinal Dr. Christoph Schönborn zelebriert. Der Großkanzler legte das im Evangelium wunderbar dargestellte Gespräch aus, das der 12-jährige Jesus mit Maria und Josef führte, nachdem sie ihn im Tempel wiedergefunden hatten. „Wusstet ihr nicht, dass ich im Haus meines Vaters sein muss?“ Dadurch zeige sich, so der Kardinal, dass wir zuerst Kinder Gottes und dann erst Kinder unserer Eltern seien. Auch Papst Franziskus weise immer wieder darauf hin, dass auch in der Ehe der Andere immer zuerst Gott gehöre, der den „heiligen Grund“, den Boden für die menschliche Beziehung bereite. Im Anschluss an die Heilige Messe, die wie immer von unserem Hochschulchor musikalisch umrahmt wurde, zog die Festgemeinde durch den Hof über Stiegen und Gänge in den Festsaal ein. 26 Absolventen erhielten aus der Hand unseres Großkanzlers ihre Diplome. Es wurden sechs Magister der Theologie (STM), vier Lizentiaten der Theologie (STL) und zehn Magister in Studien zu Ehe und Familie (MMF) verliehen sowie sechs Studium-Generale-Zertifikate. Die diesjährigen Absolventen stammen aus europäischen Ländern, den USA und auch aus Weißrussland.
Sind die Fragen beantwortet?
„Die jungen Leute kommen mit so vielen Fragen an die Hochschule“, so Caterina Spadari aus Italien, die Absolventensprecherin, „aber sind diese nun auch beantwortet?“ Beeindruckend führte sie aus, dass zwar Kopf und Herz voll seien mit Wissen und Erkenntnis, mit den Früchten der wunderbaren Liturgien, mit Freundschaften und einzigartigen Begegnungen, aber es bleibe dennoch ein Durst und der könne nur an der letzten, eigentliche Quelle gestillt werden, durch Christus selbst. Aber genau auf diese Quelle zeigten und zu dieser führten das Leben und das Studium an der Hochschule.
In seiner Festansprache nahm Prof. Dr. MMag. Christiaan Alting von Geusau, Rektor der Hochschule Trumau, diesen Faden auf und richtete seine Botschaft an die Absolventen. In einem eindrucksvollen Akt des Bekenntnisses erhoben sich die Studienabgänger und lasen gemeinsam mit dem Rektor die Worte: „Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium.“
„Wenn Ihr, liebe Absolventen“, so der Rektor, „die Hochschule verlasst, ohne diesen Aufruf zu Eurer Berufung zu machen, dann haben wir unseren Auftrag verfehlt, der von Christus selbst stammt und den uns unser Gründer, der Heilige Papst Johannes Paul II., in die Wiege gelegt hat.“ Aber, um wirklich evangelisieren zu können, müssten wir zuallererst selbst zu Christen werden. Auch wenn wir noch so ausgezeichnete theologische Diplome, akademische Erfolge und Ehren erringen würden, selbst wenn wir uns um Frömmigkeit, Gebete und den Besuch der Heiligen Messe bemühten, so würden wir erst dann wirklich zu Christen werden, wenn wir uns ganz und gar von Christus verwandeln ließen. „Nur dann kann Evangelisierung erfolgreich sein.“, sagte Prof. Geusau, „Eure Zeit am ITI sollte Euch in demütige, strahlende Jünger Christi verwandelt haben.“
Weiters appellierte der Rektor an die Absolventen, Leadership in Kirche und Gesellschaft zu übernehmen. In einer verwirrten und zerbrechenden Welt, die sich auf allen Ebenen des Lebens zeige, sei eine christliche Elite gefragt, die eine Veränderung zum Guten herbeiführen könne. Zu dieser Elite würden die ITI-Absolventen in Zukunft zählen. Der Rektor forderte die Absolventen auf, sich sieben Prinzipien, die sie zu christlichem Leadership ermächtigen würden, anzueignen: Respektiere und verteidige die Würde und das Leben eines jeden Menschen von der Geburt bis zum Tod; diene dem Gemeinwohl; führe durch Beispiel und Opferbereitschaft; widme Dich Deiner Familie, liebe und achte sie; strebe danach, dass sich jede Person, die Dir anvertraut ist, ganzheitlich entwickeln kann; sei bereit zu Veränderung und bleibe niemals am status quo hängen; lerne zuerst zuzuhören.
ITI-Absolventen müssten Verantwortung in der Welt übernehmen, rief der Rektor den Anwesenden nochmals in Bewusstsein und fügte zum Abschluss hinzu, dass dies in der heutigen Zeit, in der Christus und seine Kirche immer weiter zurückgedrängt würden, eine gehörige Portion Mut erfordere.
Der akademischen Feier folgten zum Ausklang ein stärkendes Mahl und ein gemütliches, fröhliches Beisammensein im Schlosshof.