Fachtagung "Gott als Mitte im Bunde - Ehe als Ursakrament, Berufung und Auftrag" war Erfolg!

"Die postmoderne Kultur ist die erste, die die Zweiheit der Geschlechter in Frage stellt - dabei werden in der Zweigeschlechtlichkeit Gott und die Liebe in Gott sichtbar"

Wien, 18.01.2016 (KAP) "Die postmoderne Kultur ist die erste, die die Zweiheit der Geschlechter in Frage stellt - dabei werden in der Zweigeschlechtlichkeit Gott und die Liebe in Gott sichtbar": Darauf hat die deutsche Religionsphilosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz am Wochenende bei einer Fachtagung zu Ehe und Familie in Trumau (Niederösterreich) hingewiesen. Diese anthropologische Grundkonstante des "Zweier-Prinzips", das sich in den Schöpfungsmythen vieler Religionen und Philosophien findet, bilde auch die Grundlage für das Bilderverbot des Judentums. "Ich brauche kein Bild von Gott, weil es im Menschen, in Mann und Frau, schon da ist", umschrieb Gerl-Falkovitz.

Die Religionsphilosophin war die Hauptreferentin der zum fünften Mal vom Institut für Ehe und Familie (IEF) der Bischofskonferenz und dem Internationalen Theologischen Institut (ITI) in Trumau veranstalteten Fachtagung. Unter den 90 Teilnehmern waren der Wiener Weihbischof Franz Scharl, der Rektor der Theologischen Hochschule in Heiligenkreuz, P. Karl Wallner und St. Pöltens Diözesanbischof Klaus Küng; das Thema der Tagung lautete "Gott als Mitte im Bunde - Ehe als Ursakrament, Berufung und Auftrag".

Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz beleuchtete in ihrem Vortrag "Lockende Differenz" die Bedeutung von Mann und Frau in der Schöpfungsordnung. Die Leiterin des Europäischen Instituts für Philosophie und Religion (EUPHRat) an der Hochschule Heiligenkreuz ließ keinen Zweifel daran, dass sie die heutigen Diskussionen um gleichgeschlechtliche Beziehungen für einen Irrweg hält. Das kultur- und religionsübergreifend feststellbare Prinzip der Zweiheit beruht auf der Andersheit der Geschlechter. Ob Lao-Tses Yin und Yang oder die Helden und Heldinnen westlicher Mythen - immer wieder werde die Unterschiedlichkeit der Geschlechter betont. Das Weibliche apostrophierte Gerl-Falkovitz als Ruhe und Zulassen, als schlichtes Dasein; dies sei jedoch nicht schwächer oder weniger wichtig als die Aktivität des Männlichen.

Gegen "Sommerschlussverkauf des Leibes"

"Die Qualität des Eros hängt von der Frau ab", sagte Gerl-Falkovitz. Es gehe nicht um einen "modernen Sommerschlussverkauf des Leibes", sondern um eine "Verzögerung des Triebes, um ihn zu steigern". Der Mann wiederum "konkretisiert" den Eros. Letztlich gewinnen beide am jeweils anderen, betonte die Religionsphilosophin: "Der Mann wird nur an der Frau zum Mann, die Frau wird nur am Mann zur Frau." Es erfordere viel Mut, sich auf das andere Geschlecht einzulassen, so Gerl-Falkovitz; dementsprechend sei "Homosexualität nicht mutig, weil man sich dem gleichen Geschlecht zuwendet".

Laut Gerl-Falkovitz besteht zwischen beiden Geschlechtern eine "nichtmanipulierbare Andersheit". Das bedeute, dass das andere Geschlecht immer fremd und unergründlich bleibe. Funktionen könnten ausgetauscht werden, aber die Aufgaben blieben dieselben. Ein Vater könne sich noch so viel um sein Kind kümmern, die Beziehung zur Mutter bleibe einzigartig, meinte Gerl-Falkovitz.

In denselben Mythen, die die Differenz der Geschlechter zum Ausdruck bringen, finde sich auch ein Kampf der Geschlechter, oft auf Leben und Tod. Dieser Konflikt entstehe aus dem Makel des Eros, des Triebs, der dem Animalischen nahe stehe. Deshalb brauche der Mensch die Ehe - einen Bund, "der den Trieb in das 'Du' einfügt, sodass wir am Anderen gewinnen", wie Gerl-Falkovitz sagte.

"Lust am Herrschen" zeigt Bruch mit Gott

Weihbischof Scharl sagte eingangs zu aktuellen Diskussionen um Gleichberechtigung, es gebe in der Bibel "keinen Auftrag, dass ein Mensch über andere Menschen herrschen soll". Erst ein Bruch im Vertrauen zu Gott habe zu einer "Lust am Herrschen" geführt, die wiederum Probleme in Ehe und Familie zur Folge habe, wie Scharl erklärte. Doch dieser Bruch werde durch die Neuschöpfung in Jesus beendet.

Für P. Karl Wallner liegt der Grund für die heutige Vielzahl an Scheidungen im Mangel an Glauben. Er vermisst die Bereitschaft, "die eheliche Sakramentalität zu leben". Nur nachweislich gläubige Paare kirchlich heiraten zu lassen, ist laut Wallner keine Lösung: "Der Grad des Glaubens darf keine Voraussetzung sein. Das ist nicht Laxismus, sondern gründet auf dem Grundverständnis von Sakramentalität." Jesus habe die Ehe "nicht erfunden, aber zum Sakrament erhoben", und sie brauche die anderen Sakramente wie Buße und Eucharistie, betonte Wallner.

In der von ihm geleiteten Messfeier in der byzantinischen Kapelle des ITI unterstrich Bischof Klaus Küng die Notwendigkeit, dass auch Eheleute "Ja" zu ihrer Berufung sagen und im eigenen Umfeld missionarisch wirken. "Wenn wir Glauben und Liebe leben, kommen auch Kinder ganz freiwillig auf den Weg zu Christus."